Das Jahrzehnt der Resilienz: diese 9 Punkte müssen Organisationen jetzt im Blick haben

Das Jahrzehnt der Resilienz: diese 9 Punkte müssen Organisationen jetzt im Blick haben

Für die 2020-er Jahre wurde vom Zukunftsinstitut in Frankfurt das Jahrzehnt der Resilienz ausgerufen. Das ist auch kein Wunder, ist die Welt doch gebeutelt von unvorhersehbaren Krisen und komplexen Herausforderungen. 

Resilienz soll dabei helfen, diese Krisen zu meistern und zwar indem wir lernen, uns ständig aufs Neue an Veränderungen anzupassen, ohne dabei komplett aus der Bahn geworfen zu werden.

In diesem Artikel finden Sie 9 Punkte, auf die Sie als Führungskraft jetzt achten sollten, um Ihr Team und Ihre Organisation resilient zu machen.

Was ist Resilienz?

Resilienz (lat.: resilire = abprallen, überwinden) steht für die Aufrechterhaltung oder Wiederherstellung psychischer Gesundheit während oder nach Widrigkeiten, sagt Raffael Kalisch, führender Resilienzforscher und Neurowissenschaftler. 

Mit diesem “Stehaufmännchen-Prinzip” wurde Resilienz im Allgemeinen bisher assoziiert. Es geht darum, sich selbst zu stärken, die eigene Widerstandskraft zu trainieren und seine psychische Gesundheit selbst in die Hand zu nehmen - durch Tools wie Coaching, Resilienztraining oder Achtsamkeit. 

Die Resilienz des Einzelnen zu fördern ist gut, doch um eine ganze Organisation resilient und zukunftsfit zu machen, braucht es mehr - nämlich einen Blick auf mehrere Ebenen, die Resilienz beeinflussen - einen ganzheitlichen Blick sozusagen.

Wir benötigen einen ganzheitlichen Blick

Die VUKA Welt (Anm.: Volatilität, Unsicherheit, Komplexität, Ambiguität) hat das Verständnis von Resilienz verändert: weg vom "Stehaufmännchen-Prinzip" und dem Gedanken von Robustheit des Einzelnen hin zu einer Resilienz 2.0, die ganzheitlicher gedacht ist. Denn Resilienz muss auf mehreren Ebenen betrachtet werden, um gut zu funktionieren.

Resilienz 2.0 bezeichnet deshalb nicht nur die Aufrechterhaltung unserer psychischen Gesundheit als Menschen, sondern richtet sich an die Gesundheit aller – der Wirtschaft, der Gesellschaft, des Planeten. Dieses Resilienzkonzept soll es ermöglichen, Krisen dynamisch und ganzheitlich zu bewältigen – ohne dabei richtungslos im Strom zu treiben. 

Organisationen können resilient werden, wenn wir stärkende Effekte für all diese Ebenen - Mensch, Gesellschaft, Wirtschaft und unser Ökosystem - mit in unsere Handlungen einbeziehen. Wenn wir andere wirklich stärken, werden wir selbst auch stärker. Was können wir also in unseren Organisationen tun, um diese Ebenen mitzubedenken?

Was kann ich tun, um meine Organisation am Weg zur Resilienz zu unterstützen?

Hier sind 8 gute Beispiele dafür, was man konkret in Unternehmen machen kann um Resilienz zu stärken:

1. Sinn stiften: Strategie anpassen in Richtung ökologischem und sozialem Mehrwert

Die Frage nach Sinn und Zweck von Arbeit und Konsum rückt immer mehr in den Mittelpunkt. Gerade junge Generationen zeigen Unternehmen, dass die alleinige Ausrichtung auf Produkt und Markt nicht mehr so gut funktioniert. Es wird erwartet, dass Dienstleistungen und Produkte einen echten gesellschaftlichen oder ökologischen Mehrwert schaffen. Daher ist es Aufgabe von Unternehmen, die Strategie in Richtung ökologischen und gesellschaftlichen Sinn anzupassen. 

2. Werte wirklich leben: Anker in Zeiten des Sturms

In Krisenzeiten, wie wir sie derzeit erleben, läuft man Gefahr, sich in ständig wandelnden Bedingungen zu verirren. Werte geben Halt und Sicherheit. Sie sind die Anker in Krisenzeiten. Wer seine Tätigkeiten anhand der Werte ausrichtet und danach Entscheidungen trifft, kann diese klar begründen - auch wenn diese Entscheidungen morgen vielleicht wieder anders aussehen als heute. 

Solange den Grundwerten Folge geleistet wird, wird dadurch Sicherheit vermittelt. Ein essenzieller Punkt dabei ist, dass diese Werte klar und konsequent nach innen und außen kultiviert und kommuniziert werden. 

3. Eine kraftvolle Vision zum Nordstern machen

Hand in Hand mit den Werten kann eine starke Vision alle Stakeholder an einem Strang ziehen lassen. Die Vision ist nicht nur für das Team ein wichtiger Orientierungspunkt, sondern der Nordstern, nach dem sich die gesamte Unternehmung ausrichtet. Menschen brauchen Visionen, um einen hoffnungsvollen Blick in eine bessere, sinnstiftendere Zukunft richten zu können. 

4. Eine starke Gemeinschaft: auf Wir-Kultur setzen 

Menschen möchten sich selbst als Individuum erfahren, dies jedoch eingebettet in einer Gruppe, die sie anerkennt. Förderung einer Wir-Kultur und eines wertschätzenden Miteinanders ist eine wichtige Voraussetzung für die florierende Zusammenarbeit im Team.

Eine starke Gemeinschaft zu schaffen bedeutet Arbeit. Es gibt jedoch viele Möglichkeiten dazu. Hier ein paar Beispiele:

  • kleine Erfolge feiern: je mehr man gemeinsam erreicht, desto stärker wächst das Gefühl, dass man zukünftige Herausforderungen gemeinsam bewältigen kann. Daher ruhig schon mal kleine Erfolge feiern. Das stärkt das Gefühl der Selbstwirksamkeit.

  • individuelle Erfolge für alle sichtbar machen: so können sich andere mitfreuen und der/die Einzelne fühlt sich gesehen

  • Wertschätzung sichtbar machen: das kann man z.B. über ein Kanban Board machen, auf dem man anderen für etwas Danke sagt, oder ihre Tätigkeiten wertschätzen kann 

Als Führungskraft prägt man sein Umfeld sehr stark, daher ist es die Aufgabe der Führungskraft, ein Vorbild abzugeben, das wertfrei und auf Augenhöhe kommuniziert und alle wirklich gleich behandelt. 

5. Das Unternehmen öffnen: Vernetzung forcieren

Ein Erfolgsfaktor für eine leichtere Anpassung an Veränderungen ist das Wissen von externen Stakeholdern zu nutzen. Die Grenzen des Unternehmens etwas zu öffnen und vernetzter zu werden hilft dabei. Über digitale Tools kann man das auch leichter steuern. Aktiven Austausch mit Kund:innen, Partner:innen oder örtlichen Strukturen wie Vereinen zu pflegen bedeutet, dass die Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten wachsen. Agiles Arbeiten kann dies weiter unterstützen, denn die Organisation auf agiles Arbeiten umzustellen ermöglicht es, mehr Einflüsse von innen und außen zuzulassen und dadurch gleichzeitig flexibel und schnell erfolgskritische Veränderungen zu vollziehen. 

6. Diversität als Must Have: So entsteht Kreativität 

Diverse Teams sind per se sehr viel resilienter als homogene Teams. Es geht also darum, Teams zu erschaffen, die möglichst unterschiedliche Persönlichkeiten, Herkünfte, Altersstrukturen, Bildungswege, sozioökonomische Merkmale, etc. aufweisen. Die Vorteile diverser Teams in Kreativität und Innovationspotenzial sind vielfach belegt. 

7. Macht abgeben und Menschen ermächtigen

Verantwortung abzugeben, Selbstorganisation zu ermöglichen und eine Vertrauenskultur zu fördern, führt dazu, dass Menschen in ein exploratives Ausprobieren und Lernen kommen. Was wenig nach “business as usual” klingt, soll es auch sein - denn gerade dies ist der beste Weg, sich immer wieder neu einer ständig wandelnden Umwelt anzupassen.

8. Achtsamkeit fördern: die Gesundheit aller unterstützen

Achtsamkeit kann man von außen fördern, z. B. indem man Mitarbeitenden ermöglicht, sich voll und ganz in Aufgaben zu vertiefen oder sich Raum für die eigene Gesundheit zu nehmen; z.B. durch meetingfreie Tage, Selfcare-Clubs, Sabbaticals, mental health days oder offline-Zeiten. Außerdem sind Coachings oder Resilienztrainings gute und wichtige Angebote, um Mitarbeitenden mögliche Wege zur Achtsamkeit aufzuzeigen. 

9. Einen sicheren Rahmen für Veränderung schaffen 

In Krisenzeiten suchen Menschen nach Halt und Sicherheit. Man kann Mitarbeitenden in ihrer Arbeitswelt einen Ort des Schaffens bauen, an dem man sich gemeinsam diesen Krisen stellt. Aus einem sicheren Ort heraus ist es leichter, sich Veränderungen ständig neu anzupassen als in einem Umfeld, in dem Kreativität und Lernen gehemmt sind. Diesen Ort zu schaffen bedeutet auch, die Rahmenbedingungen dafür richtig zu setzen:

 

  • Verantwortung abzugeben, heißt auch, die nötigen Ressourcen dafür zur Verfügung zu stellen - ob z.B. Personal, Empowerment oder Infrastruktur. 

  • Auf agiles Arbeiten umzustellen bedeutet auch, viel Kommunikation, Zeit und Training zu investieren. 

  • Kreative Lösungen zu fordern bedeutet auch, auf Diversität und psychologische Sicherheit zu setzen. 

  • Nach Werten zu leben bedeutet auch, zu Dingen nein zu sagen, die nicht den Werten entsprechen - auch wenn sie attraktiv erscheinen. 

  • Psychische Gesundheit zu fördern bedeutet auch, hinzuschauen und hinzuhören, wenn es jemandem im Team nicht gut geht. 

Bringt uns Resilienz mehr Effizienz im Unternehmen?

Im Moment könnte man in Versuchung geraten, durch Resilienztrainings die Effizienz und Widerstandskraft der Mitarbeitenden und Führungskräfte zu optimieren, um so die langfristige Stabilität der Unternehmung zu sichern. Frei nach dem Motto: Wenn wir nur alle resilienter und optimierter sind, dann werden wir das mit den Krisen schon hinbekommen. 

Ist das wirklich so?

Nun ja. Wenn man den Artikel bis hierhin gelesen hat, versteht man, dass es um einiges komplexer ist. Ja, individuelle Resilienz und psychische Gesundheit sind wichtig. Ja, Coachings und Trainings sind hilfreich. Ja, es braucht gemeinschaftliche Strukturen, um die psychische Gesundheit zu fördern.

Es gelingt vielleicht kurzfristig, Effizienz dadurch zu steigern. Es lässt aber einen langfristig wichtigen Aspekt außer Acht: unsere Welt ist zu komplex, zu dynamisch und zu vernetzt, um mit einfachen Selbstmanagement-Tools über den wahren Kern des Problems hinauszublicken: 

Unternehmen sind keine Inseln - auch wenn wir sie lange so betrachtet haben. Sie sind verbunden mit den Menschen, mit der Gesellschaft, mit anderen Unternehmen und unserem Planeten. Deshalb müssen sie auch so handeln. 

Das Zukunftsinstitut hat sogar die folgende These aufgestellt, die ich Ihnen gern zum Abschluss mitgeben möchte: Im Kontext multipler Krisen wird systemische Anpassungsfähigkeit wichtiger als die Aufrechterhaltung des Regelbetriebs. Resiliente Unternehmen sind nicht maximal effizient, sondern maximal verantwortungsbewusst und generationengerecht. 

 

Julia Anibas

Systemische Coach & Unternehmensberaterin

 

Quellen

 

Kalisch, Raffael. (2020) Der resiliente Mensch - neueste Erkenntnisse aus Hirnforschung und Psychologie. München: Piper Verlag.

Roth, W. (2021): Die resiliente Führungskraft - Sich selbst und andere gesund führen. Springer Gabler, Wiesbaden.

Schuldt, C. et al. (2022) Managerseminare. Heft 290 | Mai 2022, S. 15-25

Schuldt, C. et al.:(2021)  Zukunftskraft Resilienz, Zukunftsinstitut 

Wüthrich, Hans A.: Die zukunftsfähige Organisation – Ver-rückt mit Verstand

https://www.fas.at/fileadmin/user_upload/wp-news/2021/FAS597-Resilienz-ÜbergangzuNeuem-Zukunftsinstitut-092021.pdf

https://www.zukunftsinstitut.de/dossier/megatrend-sicherheit/ https://www.zukunftsinstitut.de/artikel/resilienz-fuer-mensch-gesellschaft-wirtschaft-und-planet/ 

https://www.greatplacetowork.at/agilitaet/ 



 

Julia Anibas Verfasserin

Das Jahrzehnt der Resilienz: diese 8 Punkte müssen Organisationen jetzt im Blick haben

 

Für die 2020-er Jahre wurde vom Zukunftsinstitut in Frankfurt das Jahrzehnt der Resilienz ausgerufen. Das ist auch kein Wunder, ist die Welt doch gebeutelt von unvorhersehbaren Krisen und komplexen Herausforderungen. 

 

Resilienz soll dabei helfen, diese Krisen zu meistern und zwar indem wir lernen, uns ständig aufs Neue an Veränderungen anzupassen, ohne dabei komplett aus der Bahn geworfen zu werden.

 

In diesem Artikel finden Sie 8 Punkte, auf die Sie als Führungskraft jetzt achten sollten, um Ihr Team und Ihre Organisation resilient zu machen.

Was ist Resilienz?

Resilienz (lat.: resilire = abprallen, überwinden) steht für die Aufrechterhaltung oder Wiederherstellung psychischer Gesundheit während oder nach Widrigkeiten, sagt Raffael Kalisch, führender Resilienzforscher und Neurowissenschaftler. 

 

Mit diesem “Stehaufmännchen-Prinzip” wurde Resilienz im Allgemeinen bisher assoziiert. Es geht darum, sich selbst zu stärken, die eigene Widerstandskraft zu trainieren und seine psychische Gesundheit selbst in die Hand zu nehmen - durch Tools wie Coaching, Resilienztraining oder Achtsamkeit. 

 

Hier finden Sie 6 Tipps, wie Sie Ihre persönliche Resilienz im Berufsalltag stärken können. (EVTL ALS LINK ZU ANDEREM ARTIKEL)

 

Die Resilienz des Einzelnen zu fördern ist gut, doch um eine ganze Organisation resilient und zukunftsfit zu machen, braucht es mehr - nämlich einen Blick auf mehrere Ebenen, die Resilienz beeinflussen - einen ganzheitlichen Blick sozusagen.

Wir benötigen einen ganzheitlichen Blick

Die VUKA Welt (Anm.: Volatilität, Unsicherheit, Komplexität, Ambiguität) hat das Verständnis von Resilienz verändert: weg vom Stehaufmännchen-Prinzip und dem Gedanken von Robustheit des Einzelnen hin zu einer Resilienz 2.0, die ganzheitlicher gedacht ist. Denn Resilienz muss auf mehreren Ebenen betrachtet werden, um gut zu funktionieren.

 

Resilienz 2.0 bezeichnet deshalb nicht nur die Aufrechterhaltung unserer psychischen Gesundheit als Menschen, sondern richtet sich an die Gesundheit aller – der Wirtschaft, der Gesellschaft, des Planeten. Dieses Resilienzkonzept soll es ermöglichen, Krisen dynamisch und ganzheitlich zu bewältigen – ohne dabei richtungslos im Strom zu treiben. 

 

Organisationen können resilient werden, wenn wir stärkende Effekte für all diese Ebenen - Mensch, Gesellschaft, Wirtschaft und unser Ökosystem - mit in unsere Handlungen einbeziehen. Wenn wir andere wirklich stärken, werden wir selbst auch stärker. Was können wir also in unseren Organisationen tun, um diese Ebenen mitzubedenken?

Was kann ich tun, um meine Organisation am Weg zur Resilienz zu unterstützen?

Hier sind 8 gute Beispiele dafür, was man konkret in Unternehmen machen kann um Resilienz zu stärken:

Sinn stiften: Strategie anpassen in Richtung ökologischem und sozialem Mehrwert

Die Frage nach Sinn und Zweck von Arbeit und Konsum rückt immer mehr in den Mittelpunkt. Gerade junge Generationen zeigen Unternehmen, dass die alleinige Ausrichtung auf Produkt und Markt nicht mehr so gut funktioniert. Es wird erwartet, dass Dienstleistungen und Produkte einen echten gesellschaftlichen oder ökologischen Mehrwert schaffen. Daher ist es Aufgabe von Unternehmen, die Strategie in Richtung ökologischen und gesellschaftlichen Sinn anzupassen. 

Werte wirklich leben: Anker in Zeiten des Sturms

In Krisenzeiten, wie wir sie derzeit erleben, läuft man Gefahr, sich in ständig wandelnden Bedingungen zu verirren. Werte geben Halt und Sicherheit. Sie sind die Anker in Krisenzeiten. Wer seine Tätigkeiten anhand der Werte ausrichtet und danach Entscheidungen trifft, kann diese klar begründen - auch wenn diese Entscheidungen morgen vielleicht wieder anders aussehen als heute. 

Solange den Grundwerten Folge geleistet wird, wird dadurch Sicherheit vermittelt. Ein essenzieller Punkt dabei ist, dass diese Werte klar und konsequent nach innen und außen kultiviert und kommuniziert werden. 

Eine kraftvolle Vision zum Nordstern machen:

Hand in Hand mit den Werten kann eine starke Vision alle Stakeholder an einem Strang ziehen lassen. Die Vision ist nicht nur für das Team ein wichtiger Orientierungspunkt, sondern der Nordstern, nach dem sich die gesamte Unternehmung ausrichtet. Menschen brauchen Visionen, um einen hoffnungsvollen Blick in eine bessere, sinnstiftendere Zukunft richten zu können. 

Eine starke Gemeinschaft: auf Wir-Kultur setzen 

Menschen möchten sich selbst als Individuum erfahren, dies jedoch eingebettet in einer Gruppe, die sie anerkennt. Förderung einer Wir-Kultur und eines wertschätzenden Miteinanders ist eine wichtige Voraussetzung für die florierende Zusammenarbeit im Team.

 

Eine starke Gemeinschaft zu schaffen bedeutet Arbeit. Es gibt jedoch viele Möglichkeiten dazu. Hier ein paar Beispiele:

  • kleine Erfolge feiern: je mehr man gemeinsam erreicht, desto stärker wächst das Gefühl, dass man zukünftige Herausforderungen gemeinsam bewältigen kann. Daher ruhig schon mal kleine Erfolge feiern. Das stärkt das Gefühl der Selbstwirksamkeit.

  • individuelle Erfolge für alle sichtbar machen: so können sich andere mitfreuen und der/die Einzelne fühlt sich gesehen

  • Wertschätzung sichtbar machen: das kann man z.B. über ein Kanban Board machen, auf dem man anderen für etwas Danke sagt, oder ihre Tätigkeiten wertschätzen kann 

 

Als Führungskraft prägt man sein Umfeld sehr stark, daher ist es die Aufgabe der Führungskraft, ein Vorbild abzugeben, das wertfrei und auf Augenhöhe kommuniziert und alle wirklich gleich behandelt. 

Das Unternehmen öffnen: Vernetzung forcieren

Ein Erfolgsfaktor für eine leichtere Anpassung an Veränderungen ist das Wissen von externen Stakeholdern zu nutzen. Die Grenzen des Unternehmens etwas zu öffnen und vernetzter zu werden hilft dabei. Über digitale Tools kann man das auch leichter steuern. Aktiven Austausch mit Kunden, Partnern oder örtlichen Strukturen wie Vereinen zu pflegen bedeutet, dass die Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten wachsen. Agiles Arbeiten kann dies weiter unterstützen, denn die Organisation auf agiles Arbeiten umzustellen ermöglicht es, mehr Einflüsse von innen und außen zuzulassen und dadurch gleichzeitig flexibel und schnell erfolgskritische Veränderungen zu vollziehen. 

 

Diversität als Must Have: So entsteht Kreativität 

Diverse Teams sind per se sehr viel resilienter als homogene Teams. Es geht also darum, Teams zu erschaffen, die möglichst unterschiedliche Persönlichkeiten, Herkünfte, Altersstrukturen, Bildungswege, sozioökonomische Merkmale, etc. aufweisen. Die Vorteile diverser Teams in Kreativität und Innovationspotenzial sind vielfach belegt. 

Macht abgeben und Menschen ermächtigen

Verantwortung abzugeben, Selbstorganisation zu ermöglichen und eine Vertrauenskultur zu fördern, führt dazu, dass Menschen in ein exploratives Ausprobieren und Lernen kommen. Was wenig nach “business as usual” klingt, soll es auch sein - denn gerade dies ist der beste Weg, sich immer wieder neu einer ständig wandelnden Umwelt anzupassen.

Achtsamkeit fördern: die Gesundheit aller unterstützen

Achtsamkeit kann man von außen fördern, z.B. indem man Mitarbeitenden ermöglicht, sich voll und ganz in Aufgaben zu vertiefen oder sich Raum für die eigene Gesundheit zu nehmen; zB. durch meetingfreie Tage, Selfcare-Clubs, Sabbaticals, mental health days oder offline-Zeiten. Außerdem sind Coaching oder Resilienztraining gute und wichtige Angebote, um Mitarbeitenden mögliche Wege zur Achtsamkeit aufzuzeigen. 

Einen sicheren Rahmen für Veränderung schaffen 

In Krisenzeiten suchen Menschen nach Halt und Sicherheit. Man kann Mitarbeitenden in ihrer Arbeitswelt einen Ort des Schaffens bauen, an dem man sich gemeinsam diesen Krisen stellt. Aus einem sicheren Ort heraus ist es leichter, sich Veränderungen ständig neu anzupassen als in einem Umfeld, in dem Kreativität und Lernen gehemmt sind. Diesen Ort zu schaffen bedeutet auch, die Rahmenbedingungen dafür richtig zu setzen:

 

  • Verantwortung abzugeben, heißt auch, die nötigen Ressourcen dafür zur Verfügung zu stellen - ob z.B. Personal, Empowerment oder Infrastruktur. 

  • Auf agiles Arbeiten umzustellen bedeutet auch, viel Kommunikation, Zeit und Training zu investieren. 

  • Kreative Lösungen zu fordern bedeutet auch, auf Diversität und psychologische Sicherheit zu setzen. 

  • Nach Werten zu leben bedeutet auch, zu Dingen nein zu sagen, die nicht den Werten entsprechen - auch wenn sie attraktiv erscheinen. 

  • Psychische Gesundheit zu fördern bedeutet auch, hinzuschauen und hinzuhören, wenn es jemandem im Team nicht gut geht. 

Bringt uns Resilienz mehr Effizienz im Unternehmen?

Im Moment könnte man in Versuchung geraten, durch Resilienztrainings die Effizienz und Widerstandskraft der Mitarbeitenden und Führungskräfte zu optimieren, um so die langfristige Stabilität der Unternehmung zu sichern. Frei nach dem Motto: Wenn wir nur alle resilienter und optimierter sind, dann werden wir das mit den Krisen schon hinbekommen. 

 

Ist das wirklich so?

Nun ja. Wenn man den Artikel bis hierhin gelesen hat, versteht man, dass es um einiges komplexer ist. Ja, individuelle Resilienz und psychische Gesundheit sind wichtig. Ja, Coaching und Trainings sind hilfreich. Ja, es braucht gemeinschaftliche Strukturen, um die psychische Gesundheit zu fördern.

 

Es gelingt vielleicht kurzfristig, Effizienz dadurch zu steigern. Es lässt aber einen langfristig wichtigen Aspekt außer Acht: unsere Welt ist zu komplex, zu dynamisch und zu vernetzt, um mit einfachen Selbstmanagement-Tools über den wahren Kern des Problems hinauszublicken: 

Unternehmen sind keine Inseln - auch wenn wir sie lange so betrachtet haben. Sie sind verbunden mit den Menschen, mit der Gesellschaft, mit anderen Unternehmen und unserem Planeten. Deshalb müssen sie auch so handeln. 

 

Das Zukunftsinstitut hat sogar die folgende These aufgestellt, die ich Ihnen gern zum Abschluss mitgeben möchte: Im Kontext multipler Krisen wird systemische Anpassungsfähigkeit wichtiger als die Aufrechterhaltung des Regelbetriebs. Resiliente Unternehmen sind nicht maximal effizient, sondern maximal verantwortungsbewusst und generationengerecht. 




Julia Anibas

Systemische Coach & Unternehmensberaterin

 

Quellen

 

Kalisch, Raffael. (2020) Der resiliente Mensch - neueste Erkenntnisse aus Hirnforschung und Psychologie. München: Piper Verlag.

Roth, W. (2021): Die resiliente Führungskraft - Sich selbst und andere gesund führen. Springer Gabler, Wiesbaden.

Schuldt, C. et al. (2022) Managerseminare. Heft 290 | Mai 2022, S. 15-25

Schuldt, C. et al.:(2021)  Zukunftskraft Resilienz, Zukunftsinstitut 

Wüthrich, Hans A.: Die zukunftsfähige Organisation – Ver-rückt mit Verstand

https://www.fas.at/fileadmin/user_upload/wp-news/2021/FAS597-Resilienz-ÜbergangzuNeuem-Zukunftsinstitut-092021.pdf

https://www.zukunftsinstitut.de/dossier/megatrend-sicherheit/ https://www.zukunftsinstitut.de/artikel/resilienz-fuer-mensch-gesellschaft-wirtschaft-und-planet/ 

https://www.greatplacetowork.at/agilitaet/ 



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